Brauchtum

Vorweg ersuchen wir höflichst um Verständnis, dass aufgrund redaktioneller Wirtschaftlichkeit das Gendering entfallen ist. Selbstverständlich gelten die geschlechtlichen Inhalte für alle Männlein und Weiblein sowie Männ-weiblein oder Weib-männlein und natürlich Sonstige, Diverse und Andere gleichermaßen.

DER JÄGERSCHLAG

In seinem ursprünglichen Sinn angewandt, ist der Jägerschlag eine würdevolle Zeremonie die nach bestandener Jägerprüfung und nach der Erlegung des ersten Stückes durchgeführt wird.

Dabei wird der erfolgreichen Schütze im feierlichen Rahmen mit dem Bergstock sachte drei Mal geschlagen und mit einem Spruch gemahnt die Waidgerechtigkeit und das jagdliche Brauchtum zu ehren...

"...Nimm du Gsell' den grünen Bruch

und beherzige Hubertus' Spruch:

das ist des Jägers Ehrenschild,

dass er beschützt und hegt sein Wild.

Weidmännisch jagd, wie sich's gehört,

den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.

der erste Schlag soll dich zum Jäger weihen,

der zweite Schlag dir Weidgerechtigkeit verleihen,

der dritte Schlag sei ein Gebot:

was du nicht kennst, das schieß' nicht tot!..."

SPRACHE

Die Fachsprache der Jäger wird auch Waidmannssprache genannt und dient der eindeutigen Verständigung der Jäger im Revier. Sie ist von ihrem Wesen her eine recht bildliche Sprache und drückt aus, wie sich die Natur für den Beobachter darstellt. Auch hat sie in der allgemeinen Umgangssprache durch Ausdrücke wie beispielsweise „…durch die Lappen gehen…“, „…auf die Sprünge helfen…“ oder „…auf der Strecke bleiben…“ Spuren hinterlassen. Nichtjägern gegenüber wird jedoch aus Höflichkeit die Jägersprache nicht verwendet.


Beispiele für die Waidmannssprache:


Lichter = Augen

Äser = Mund/Maul

Lecker = Zunge

Träger = Hals

Balg = Haut oder Fell

Lunte = Fuchsschwanz


Ein Lexika der Begrifflichkeiten finden sie im Internet unter dem Titel „Jägersprache in Wort und Bild“.

JÄGERLATEIN

Unter Jägerlatein versteht man die Geschichtenerzählungen von Begebenheiten, welche in übertriebenen und gestalterisch oft bunt ausgeschmückten Erzählungen ihr wiedergeben finden.

Im Kern der Geschichten steckt immer eine Wahrheit, auch wenn es zumal den Anschein nicht haben mag. Unwahrheiten werden jedoch so erzählt, dass man diese sofort erkennen kann.

BRÜCHE

Die Bruchzeichen sind eine schöne Geste bei der Jagdausübung, die nicht vernachlässigt werden sollte. Wir als Jäger sind auch verpflichtet dem Wild die Ehre zu erweisen und auch unseren Jäger als Kameraden und nächsten. 

Die Bruchzeichen dienen dazu, um verschiedene Mitteilungen zu hinterlassen, aber auch um Ehre und Stolz seinen nächsten zu zeigen und erweisen. Die Bruchzeichen werden bei vielen gesellschaftlichen Anlässen der Jäger getragen.


Für die Brüche werden belaubte oder benadelte Zweige bestimmter Baumarten (gerechte Holzarten) genommen. Die vom Baum gebrochenen (nicht geschnitten) Zweige werden teilweise mit dem Jagdmesser bearbeitet. Die gerechten Holzarten sind Fichte, Eiche, Tanne, Erle und Kiefer. Wenn keine bruchgerechten Holzarten in der Nähe des Erlegungsortes gefunden werden können, so dürfen auch andere Baum- oder Straucharten für den Bruch genutzt werden.

Übersicht der Bruchzeichen

Der Hauptbruch sollte mindestens armlang sein. Um ihn auffälliger zu machen wird dieser Bruch mit dem Waidmesser blank gefegt (Rinde wird abgeschabt). Er hat die Bedeutung “Achtung” und soll dem Jäger sagen er soll auf weitere Zeichen achten. Auch kann er auffällig in Augenhöhe aufgehängt werden. Ein Hauptbruch wird mit anderen Brüchen in Kombination gelegt, die den Jäger weiterführen.

Der Leitbruch hat nur noch eine halbe Armlänge aber ist ebenso befegt wie der Hauptbruch. Die Rinde zwischen den Nadeln oder Blättern wird entfernt. Sein gewachsenes Ende zeigt in der Richtung, in die es den Jäger weisen soll. Die Leitbrüche werden so ausgelegt, dass man immer den nächsten Bruch sehen kann.

Der Anschussbruch ist ein Zweig der unbearbeitet ist und senkrecht in den Boden gesteckt wird. Es soll die Stelle markiert werden an dem der Jäger das Stück Wild angeschossen hat. So kann diese Stelle schnell für Jäger und Hundeführer wiedergefunden werden. Ebenso kann er nicht von Sturm, Regen oder Schnee bedeckt werden. Oftmals wird dieser Bruch in Kombination mit anderen Brüchen gelegt wie z.B.: der Fährtenbruch um die Fluchtrichtung des Stück zu markieren.

Der Standortbruch ist auch bekannt als Standplatzbruch. Hierdurch kann einem Jäger z.B. bei einer Gesellschaftsjagd ein Standplatz im Jagdrevier zugeteilt werden. Hierzu wird ein armlanger Bruch in der Erde gesteckt. Die Seitentriebe werden entfernt, wobei die Spitze jedoch bestehen bleibt. Dazu wird meistens ein Leit- oder Hauptbruch gelegt, der dem Jäger nach Ablasen der Jagd zum Sammelplatz führen soll.

Bei dem Wartebruch werden zwei unbefegte Brüche kreuzweise übereinandere gelegt. Dies soll ein Sammelplatz oder auch Warteplatz für den Jäger darstellen.


Wurde vergeblich gewartet, werden die Seitenzweige abgebrochen und der “kahle” Wartebruch wird hingelegt. Bedeutung: habe das Warten aufgegeben.

Sammelplatzbruch

Bei Gesellschaftsjagten wird der Sammelplatz mit drei etwa 1 Meter langen gefegten und in Pyramidenform zusammen gestellten Brüchen gekennzeichnet.

Der Fährtenbruch wird dort benutzt, wo der Schütze nicht bei der Nachsuche bei sein kann. Es wird versucht so viele Informationen wie möglich dem Nachsucheführer zu übergeben. Dazu wird ein unbearbeiteter halb-armlanger Bruch meist zu dem Anschussbruch gelegt. Die gewachsene Spitze zeigt in der Richtung, wohin das weibliche Stück abgesprungen ist. Andersherum ist es bei männlichen Wild. Hier zeigt die Bruchstelle in der Fluchtrichtung. Damit keine Missverständnisse entstehen, wird zu dem Bruch noch ein Geäfter (kleiner Querbruch) gelegt. Dies bedeutet nun das an der gegenüberliegenden Stelle des Querbruchs die Richtung und das Geschlecht markiert wird.

Für dem Warnbruch wird ein Bruch komplett von seinen Seitentrieben befreit und zu einem Kreis gebogen aufgehängt. Dies soll dem Jäger vor eine mögliche Gefahr warnen wie z.B. eine Falle, unsicherer Hochsitz etc.

Der Inbesitznahmebruch oder auch Aneignungsbruch genannt. Hierzu wird ein Zweig auf der Ein- oder Ausschussstelle gelegt, der die Stelle bedecken soll. Der Bruch ist etwa halb-armlang und unbearbeitet. Für diesen Bruch gilt die Regel: Bei einem männlichen Stück zeigt die gebrochene Seite zum Haupt (Kopf) und bei einem weiblichen die gewachsene Seite. Das erlegte Wild wird auf die rechte Seite gelegt.

Der letzte Bissen ist ein unbearbeiteter Zweig, der dem erlegten Wild quer in den Äser (Maul) gelegt wird. Dies symbolisiert die letzte Mahlzeit vor dem Tod. Der Brauch des Letzten Bissens, ein Bruch in den Äser bzw. Gebrech bei männlichen Tieren, geht auf die Frühzeit zurück und bedeutet soviel wie die Versöhnung mit dem erlegten Tier und der Natur. Ursprünglich wurde der Letzte Bissen nur dem männlichen Schalenwild gegeben. Mittlerweile ist er aber oft auch bei weiblichem Wild und auch beim Birkwild, sowie beim Murmeltier zu sehen. Der Jäger hat das Wild in Besitz genommen und zeigt damit an, dass das Stück rechtmäßig erlegt ist. Der Letzte Bissen ist eine Form der Respektbezeugung gegenüber dem gestreckten Wild.

Der Schützenbruch ist wohl einer der Brüche, die neben dem letzten Bissen noch am meisten angewandt werden. Hierzu wird ein unbearbeiteter Zweig mit Schweiß (Blut) benetzt und mit der Oberseite der Blätter oder Nadel an die rechte Seite des Schützenhut gesteckt. Dies zeigt den anderen Jägern das jemand Jagderfolg hatte. Ist der Jäger alleine bricht er selber den Bruch. Sind jedoch im Rahmen von Gesellschaftsjagden oder anderer Jagdarten mehrere Jäger anwesend, wird der Bruch durch eine zweite Person über dem Hut oder einem Waidblatt mit einem kräftigen “Waidmannsheil” und Händedruck übergeben. Trägt der Schütze keinen tödlichen Schuss an so wird der Bruch vom Nachsucheführer übergeben, wobei Schütze dann seinen Bruch teilt und dem Hund ein Teil an die Halsung (Halsband) steckt.

Der Festtagsbruch ist ähnlich dem Schützenbruch, wobei er nicht mit Schweiß (Blut) benetzt wird. Er wird bei festlichen Zusammenkünften von Jägern getragen.

Der Trauerbruch ähnelt dem Schützenbruch. Der unbenetzte Bruch wird an der linken Hutseite mit den Blättern oder Nadeln nach innen hin getragen. Bei einer Beerdigung eines Jagdkameraden wird der Hut vor dem Grab abgenommen und der Trauerbruch ins offene Grab geworfen.

Das letzte Bett

Am Sammelplatz der Jäger wird die gemeinsam gemachte Beute (Strecke) auf ein Bett von Brüchen gelegt. Häufig sieht man bei größeren Strecken auch nur eine Umrandung mit Brüchen. Dazu werden an den Ecken Fackeln aufgestellt.

Quelle:Jagd.de

JAGDSIGNALE

Jagdsignale sind die, während einer Gesellschaftsjagd auf dem Jagdhorn geblasenen Tonfolgen, die eine bestimmte Information mit entsprechendem Verhalten der Jäger zum Ablauf einer Jagd vermitteln. Seit jeher bedient sich der Waidmann der Nützlichkeit von Instrumenten, um entfernten Waidkammeraden Signale zukommen zu lassen, um ihn über Geschehnisse der Jagdausübung zu informieren, aber auch bei besonderen Anlässen und Festen ist die Jagdmusik gerne gesehen.


Ein kleiner Auszug über die Signalmelodien findest du im Internet auf der Homepage von Jagdfreund.at. LINK 

STRECKENLEGUNG

Traditionell wird die Streckenlegung, also das Aufreihen des erlegten Wildes am Ende des Jagdtages in einer fest vorgeschriebenen strengen, bestimmten Reihenfolge von den Jägern als Tribut und zur Ehrerbietung des Erlegten Wildes vorgenommen. 

Auch hier gibt es einige Traditionen zu beachten, so darf beispielsweise die Strecke nicht durchschritten werden, oder das Fehlen des letzten Bissens kann folgen für denjenigen haben, er wird nicht von der Jagd ausgeschlossen, dennoch kann die eine oder andere Runde beim Schüsseltrieb gefordert werden. 

Die Streckenlegung kann bei Gesellschafts-, oder Treibjagden als festliches Beisammenstehen gestaltet werden, wobei der Jagdleiter, den Anwesenden und dem Obmann bzw. Hegeringleiter den Ablauf der Jagd vermeldet, über die Summe der Strecke, die Jagdabfolge und ggf. über jagdliche Verstöße referiert. 

Der Wildpreis wird verlautbart und ggf. wird dann zum Schüsseltrieb abgeblasen.

TROPHÄEN

Trophäen geben wichtige Informationen über den Wildbestand, wie über den Zustand der Äsung, den Gesundheitszustand oder die Erbinformation.


Typische Jagdtrophäen sind Geweihe, Hörner und Zähne von Säugetieren (z. B. das Gewaff des Keilers oder die Grandeln des Rothirsches) sowie Vogelfedern (z. B. die Schwanzfedern des Fasans).


Jährliche Trophäenschauen als Hegeschauen geben Auskunft über die Situation aller Wildarten – sowohl über die erfolgten Abschüsse als auch über das im Jagdgebiet lebende Wild. Der Jäger hat dabei alle Trophäenträger (Geweih- und Hornträger) vorzulegen.


Die Abschüsse werden nach Geschlecht und Altersklassen bewertet, mit den Abschussplänen verglichen und die Trophäen beurteilt. Im Bedarfsfall kann auf Kosten des Landesjagdverbandes eine wissenschaftliche Untersuchung des erlegten oder gefundenen Wildes durchgeführt werden.


Beim Rehwild werden bevorzugt solche Jährlinge erlegt, welche „unterlauscherhoch auf haben“ (Gehörn kürzer als Ohren). Junge Böcke mit gut ausgeprägtem Geweih werden geschont. So wird die Reproduktion reguliert und verhindert, dass „schlechtes“ Erbmaterial weitergegeben werden kann.

Quelle:Jagdfakten.at

SCHÜSSELTRIEB

Zum Ende einer Gesellschaftsjagd, insbesondere einer Treibjagd, erfolgt ein gemeinsames Essen der Jäger, Treiber und Hundeführer, das sogenannte Schüsseltreiben. Hierbei wird oft der Obulus für Verstöße bei der Jagd eingefordert und Jäger, Treiber oder Hundeführer die gegen das Brauchtum verstoßen haben werden getadelt. Die Strafen bestehen meist aus Getränkerunden und harmlosen Späßen. Körperliche Strafen, wie Schläge mit dem Waidblatt, einem großen Jagdmesser auf das entblößte Hinterteil, sind nicht mehr üblich. Das Jagdgericht kann auch Ehrungen für vorbildliches Verhalten vornehmen. Ein Verstoß gegen Sicherheitsbestimmungen hingegen ist nicht Gegenstand des Schüsseltreibens.


Die Zeit beim Schüsseltreiben wird auch gerne genutzt, um Neulinge, z. B. Jungjäger in den Kreis aufzunehmen. Neben dem Schlag zum Jäger (sie Anfang) nahm dieser Initiationsritus früher mancherorts entwürdigende Züge an (z. B. Apportieren von Gegenständen, Spirituosen durch Waffenläufe trinken). Heutzutage ist der Jägerschlag jedoch eine besondere und schöne Gelegenheit für die Jagdgesellschaft dem Jungjäger zu seinem Jagderfolg und seiner jagdlichen Eignung zu gratulieren.